Sachverstänigenbüro NRW


Photovoltaik Infos

Was solltest Du vor dem Kauf der Anlage beachten?

Die Installation einer PV-Anlage ist weniger aufwendig, als eine Heizungsanlage einbauen zu lassen. Innerhalb eines Tages ist sie montiert. Damit sie in Betrieb gehen kann, brauchst Du lediglich noch die Zusage des Netzbetreibers, dass sie an sein Stromnetz geschlossen werden kann. Trotzdem solltest Du die Anschaffung sorgfältig planen: Eine Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge kostet schließlich mehrere Tausend Euro und soll mindestens 20 Jahre lang Strom erzeugen. Mit der Inbetriebnahme der PV-Anlage kommen zudem verschiedene Pflichten auf Dich zu – darauf solltest Du vorbereitet sein.

Eigenverbrauch und EEG-Umlage

Am günstigsten ist Solarstrom, wenn Du ihn selbst erzeugst und direkt verbrauchst. Auf Eigenverbrauch ist nämlich keine oder eine reduzierte Ökostrom-Umlage (EEG-Umlage) zu zahlen.

Im juristischen Sinne liegt aber Eigenverbrauch nur vor, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind (§ 3 Punkt 19 EEG): Der Betreiber der Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge und derjenige, der den erzeugten Solarstrom verbraucht, müssen dieselbe Person sein. Hast Du beispielsweise ein Unternehmen und kaufst die Anlage über dieses, aber errichtest sie auf Deinem Wohnhaus, dann liegt kein Eigenverbrauch vor, wenn Du den Strom privat nutzt. Fließt der erzeugte Strom zum Nachbarn, zählt das nicht als Eigenverbrauch. In beiden Fällen würde der Strom als geliefert gelten– und damit wird die volle EEG-Umlage fällig. 2022 sind es 3,732 Cent pro Kilowattstunde. 2023 soll die EEG-Umlage wegfallen.

Liegt bei Dir Eigenverbrauch im rechtlichen Sinne vor, ist es trotzdem möglich, dass Du auf Deinen eigenverbrauchten Solarstrom eine reduzierte EEG-Umlage zahlen musst – wenn das System mehr als 30 Kilowatt Leistung hat oder wenn Du mehr als 30.000 Kilowattstunden Strom aus einer kleineren Anlage selbst verbrauchst. Auf der sicheren Seite bist Du dabei vermutlich, wenn Deine Anlage maximal 21 Kilowatt hat – für diesen Grenzwert spricht sich zumindest die Clearingstelle EEG/KWKG aus. Fällst Du unter die Zahlungspflicht, gilt ein ermäßigter Satz. Dieser liegt bei 40 Prozent der vollen EEG-Umlage (§ 61b EEG). 2022 sind das rund 1,49 Cent pro Kilowattstunde.

Wichtig für Dich ist: Überlege angesichts der Regeln zur Ökostrom-Umlage schon vor dem Kauf der Anlage, wie groß sie sein soll sowie wer sie betreiben und den Strom direkt verbrauchen wird.

Dach inspizieren und geeignete Flächen finden

Ist Dein Dach in einem soliden Zustand, trägt es eine Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge. Geeignet zur Stromerzeugung sind dabei Dachflächen, die

  • nach Süden, Osten oder Westen zeigen,
  • nahe einer Neigung von 35 Grad sind,
  • keine Verschattung durch Antennen, Stromleitungen, Bäume oder anderes aufweisen und
  • gut über ein Gerüst zu erreichen sind.

Vorteilhafter ist es grundsätzlich, wenn die Anlage auf den Dachziegeln installiert und gut hinterlüftet ist. Sogenannte Indachanlagen, deren Module die Funktion der Dachziegel übernehmen, haben in der Regel den Nachteil, dass die Modulunterseite schlechter belüftet ist. Staut sich Wärme hinter den Modulen, produzieren sie weniger Strom.

Um rund ein Kilowatt Solarleistung zu installieren, benötigst Du in der Regel drei Module. Installiert benötigen diese eine Fläche von sieben Quadratmetern – nebeneinander, untereinander oder auch in Winkelform angeordnet.

Jede Installationsfirma sollte vor der Montage einer PV-Anlage prüfen, ob das Dach sie trägt. Stellt sie fest, dass das nicht der Fall ist, lehnt sie einen Auftrag ab. Wurde Dein Dach länger nicht saniert und hast Du Zweifel an seiner Tragfähigkeit, dann konsultiere erst einmal einen Fachmann. Der auf dem Dach installierte Teil der Solarstromanlage wiegt rund 60 bis 70 Kilogramm pro Kilowatt Leistung.

Einfach ist die Montage, wenn sich Dachziegel mit der Hand abnehmen lassen. Dann befestigt die Installationsfirma an den dahinterliegenden Sparren Haken, die das Montagegestell samt Modulen halten. Handelt es sich um ein Metalldach, bohrt die Firma durch die Abdeckung, um Dachhaken am Sparren festzuschrauben. Etwa aufwendiger ist die Montage bei Dächern, die mit Holz- oder Schieferschindeln gedeckt sind, da diese in der Regel festgenagelt sind. Auf Flachdächern werden Montagegestelle aufgestellt und am Boden fixiert. Keine PV-Anlage gehört auf Dächer mit asbesthaltigen Abdeckungen.

Stromertrag auf dem Dach abschätzen

Am meisten Strom produziert eine Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge, wenn die Module nach Süden zeigen und um 30 Grad geneigt sind. Unter diesen Bedingungen sind in unterschiedlichen Regionen in Deutschland folgende Stromerträge üblich:

Region in DeutschlandStromertrag in kWh/kWSüden1.280Mitte1.105Norden935

Quelle: Fraunhofer ISE: „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien“ (Stand: März 2018)

Ist Dein Dach stärker oder schwächer geneigt, produziert die Anlage etwas weniger Strom, nämlich

  • etwa 5 Prozent weniger bei 45 Grad oder 20 Grad,
  • etwa 10 Prozent weniger bei 60 oder annähernd 0 Grad und
  • etwa 40 Prozent weniger bei 90 Grad, also wenn die Module beispielsweise an die Hausfassade montiert werden.

Ist Dein Dach nicht direkt nach Süden gerichtet, erzeugt die Anlage auch etwas weniger Strom. Dann gilt aber auch, dass die Mindererträge geringer sind, wenn das Dach flacher als 30 Grad ist. Von diesen Eckwerten bei 30 Grad Dachneigung kannst Du ausgehen:

  • rund 10 Prozent weniger, wenn das Dach nach Südwesten oder Südosten zeigt,
  • rund 15 Prozent weniger, wenn das Dach nach Osten oder Westen zeigt und
  • rund 20 Prozent weniger, wenn das Dach nach Nordosten oder Nordwesten zeigt und stärker als 15 Grad geneigt ist.

Wenn Dein Dach nach Osten und Westen zeigt und Du beide Flächen mit Modulen belegst, hat das auch einen Vorteil: Der Strom wird gleichmäßiger über den Tag verteilt produziert als bei einer nach Süden ausgerichteten Anlage. Damit kannst Du mehr Solarstrom selbst verbrauchen.

Tipp: Einige Bundesländer pflegen ein Solarkataster. Dort kannst Du die Strahlungsbedingungen direkt für Dein Dach abrufen. Diesen Service bieten

Benötigte Solarstromleistung bestimmen

Willst Du viel eigenen Strom selbst verbrauchen, sollte die Anlage zu Deinem Strombedarf passen. Das ist der Fall, wenn die Anlage übers Jahr etwa so viel Strom produziert, wie Du benötigst. Die Faustregel lautet: Mit einem Kilowatt Leistung lassen sich rund 1.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Brauchst Du 4.000 Kilowattstunden im Jahr, sollte die Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge rund vier Kilowatt Leistung haben. Rund 30 Prozent des erzeugten Stroms kannst Du dann direkt selbst verbrauchen.

Planst Du, künftig auch mit Strom Wasser zu erhitzen oder zu heizen oder ein Elektroauto anzuschaffen, solltest Du dies bei der Planung der PV-Anlage direkt berücksichtigen und einen höheren Strombedarf annehmen. Mit diesem zusätzlichen Strombedarf in Kilowattstunden (kWh) kannst Du rechnen:

  • Elektroauto: rund 20 kWh auf 100 Kilometern
  • Warmwasser: rund 400 kWh pro Person im Jahr
  • Raumheizung über eine Luftwärmepumpe: je nach Dämmung des Hauses und Effizienz der Wärmepumpe etwa 30 bis 80 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche
  • Raumheizung über eine Erdwärmepumpe: je nach Dämmung des Hauses und Effizienz der Wärmepumpe etwa 10 bis 50 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche

Ist die Anlage größer, als Du sie brauchst, speist Du mehr Strom ins öffentliche Netz ein und Dein Eigenverbrauchsanteil sinkt. In unserem Beispiel liegt etwa der Eigenverbrauch noch bei 22 Prozent, wenn die Anlage sechs Kilowatt Leistung hat. Die Einspeisevergütung liegt bei kleineren Anlagen zwar in der Regel unter Deinen Erzeugungskosten. Dennoch ist es vorteilhafter, die Anlage größer zu bauen und mehr Strom ins Netz zu speisen - denn die Investitionskosten pro Kilowatt Leistung sind umso geringer, je größer die Anlage ist. Schaffst Du in den nächsten Jahren noch ein E-Auto oder eine Wärmepumpe an, kann eine größere PV-Anlage auch diese mit Strom versorgen.

Willst Du Deine Eigenverbrauchsquote selbst berechnen, dann nutze den Unabhängigkeitsrechner der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin oder den Rechner PV-now-easy der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. Letzterer differenziert zwischen dem Bedarf für Haushaltsstrom und Autostrom. 

Willst Du deutlich mehr als 30 Prozent Deines eigenen Stroms nutzen, brauchst Du einen Batteriespeicher. Schaffst Du diesen zusammen mit der Solaranlage an, hast Du steuerliche Vorteile – Du kannst Dir die Umsatzsteuer auf den Kaufpreis nicht nur für die PV-Anlage, sondern auch für den Speicher vom Finanzamt zurückerstatten lassen. Das geht nicht, wenn Du den Speicher nachrüstest. Zudem greifen viele Förderprogramme für Batteriespeicher nur, wenn Solaranlage und Batteriespeicher gemeinsam in Betrieb gehen.

Willst Du Dein Dach komplett mit Solarmodulen vollpacken, um möglichst viel Ökostrom zu produzieren und einen größeren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, kannst Du von niedrigeren Kosten profitieren. Denn: Je größer das System, desto geringer der Preis pro installiertem Kilowatt Leistung. Damit sich die Anlage über Eigenverbrauch und Einspeisevergütung für Dich rechnet, sollte sie 2022 maximal 1.200 Euro pro Kilowatt Leistung kosten. Zudem musst Du wissen:

  • Hat Deine Anlage mehr als 7 Kilowatt Leistung, bekommst Du ein intelligentes Messsystem zu Deiner Anlage eingebaut (§ 9 Abs. 1a EEG). Kostenpunkt: 100 Euro im Jahr (§ 31 Abs. 2 Punkt 1 MsbG).
  • Bei mehr als 10 Kilowatt Leistung bist Du nicht mehr von der Gewerbesteuer befreit, wenngleich bis zu Einnahmen von 24.500 Euro im Jahr ein Freibetrag wirkt. Außerdem kannst Du bei mehr als 10 Kilowatt Leistung nicht die Vereinfachungsregel bei der Einkommensteuer wählen, die es Dir bei einer Anlage bis 10 Kilowatt Leistung erlaubt, dass Du unter bestimmten Voraussetzungen von der Einkommensteuer auf Deinen Solarstromgewinn befreit wirst.
  • Liegt die Leistung der Anlage bei mehr als15 Kilowatt Leistung, darf das intelligente Messsystem 130 Euro im Jahr kosten (§ 31 Abs. 2 Punkt MsbG).
  • Bei mehr als 21 Kilowatt Leistung hält die Clearingstelle EEG/KWKG es in bestimmten Fällen für erforderlich, die Stromproduktion der PV-Anlage mit einem Stromzähler zu erfassen. Nämlich, wenn Du nicht ausschließen kannst, dass die Anlage mehr als 30.000 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt. Wird dieser Wert überschritten, fällt EEG-Umlage auf Eigenverbrauch an.
  • Die Anlage muss fernsteuerbar sein, wenn sie mehr als 25 Kilowatt Leistung hat (§ 9 EEG). Der Netzbetreiber darf ihre Leistung drosseln, wenn gerade mehr Strom ins Netz fließt als benötigt.
  • Bei mehr als 30 Kilowatt Leistung zahlst Du EEG-Umlage auf selbst verbrauchten Strom. Wenn Deine Anlage ein bisschen kleiner ist, aber Du mehr als 30.000 Kilowattstunden eigenen Solarstroms nutzt, zahlst Du EEG-Umlage (§ 61b Abs. 2 EEG). Es gilt dabei ein Satz von 40 Prozent der vollen Umlagenhöhe.

Die Fragen zur richtigen Größe der PV-Anlage und zur Eignung des Dachs kannst Du natürlich auch mit einer Installationsfirma besprechen. Es ist aber immer gut, wenn Du Dir vor einem Gespräch bereits halbwegs im Klaren bist, welche Photovoltaikleistung Du brauchst und ob Du auch einen Speicher haben willst. Wenn Du Beratung von unabhängiger Seite wünschst, bietet sich ein Eignungs-Check Solar der Verbraucherzentralen für 30 Euro an. In Berlin ist eine erste Beratung kostenfrei, wenn Du das Solarzentrum Berlin aufsuchst. Kostenfrei berät auch die Energieagentur Oberfranken zu Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen, aber auch dem Einsatz anderer Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien. 

Anschluss an das Stromnetz planen

Wenn Du eine Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge errichtest, ist Dein Netzbetreiber verpflichtet, sie unverzüglich an sein Netz zu schließen (§ 8 Abs. 1 EEG). Das klappt aber nicht von heute auf morgen. Du musst in manchen Fällen ein paar Wochen einplanen, ehe der Netzbetreiber einen Termin für den Netzanschluss nennt.

In der Regel nehmen Installationsbetriebe Kontakt zum Netzbetreiber auf und vereinbaren einen Netzanschlusstermin. Das macht eine Firma aber erst, wenn Du einen Kaufvertrag unterschrieben hast. Bis die Anlage ans Netz geht, können dann noch mehrere Wochen vergehen. Willst Du den Ablauf beschleunigen, kannst Du Dich auch selbst kümmern, bevor oder nachdem Du eine Anlage gekauft hast.

Weißt Du, mit welcher Leistung Du die PV-Anlage errichten willst, dann beantrage bei Deinem Netzbetreiber den Anschluss. Viele Netzbetreiber stellen dazu Formulare auf ihrer Internetseite bereit oder betreiben ein „Netzanschluss-Portal“, für das Du Dich registrieren kannst. Der Netzbetreiber prüft dann, ob er die Anlage ohne Weiteres ans Stromnetz nehmen kann und wählt den dafür günstigsten Verknüpfungspunkt. In Regionen mit vielen kleinen Solaranlagen kann es sein, dass der Betreiber erst noch sein Netz verstärken muss, ehe er Deine Anlage ankoppeln kann. Dann musst Du mehr Zeit bis zum Netzanschluss einplanen. Innerhalb von maximal acht Wochen muss Dir das Unternehmen aber in jedem Fall einen Zeitplan vorlegen, wann die Anlage ans Netz geht (§ 8 Abs. 6 EEG).

Kosten für den Ausbau oder die Verstärkung des Stromnetzes darf Dir der Netzbetreiber nicht in Rechnung stellten. Ablehnen kann er den Netzausbau auf eigene Kosten nur, wenn dieser wirtschaftlich unzumutbar ist (§ 12 Abs. 3 EEG). Du zahlst lediglich für die Anbindung der Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge ans öffentliche Stromnetz – 100 bis 150 Euro berechnen die Netzbetreiber dafür.

Spätestens wenn der Netzbetreiber den Anschluss Deiner Solaranlage zugesagt hat, kannst Du einen Installationsbetrieb mit der Errichtung beauftragen. Mit der Zusage schicken viele Netzbetreiber einen Netzanschlussvertrag. Den brauchst Du nicht. Wenn Du ihn nicht unterschreibst, ändert das nichts an der geplanten Inbetriebnahme.

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